Die Dedollarisierung Chinas: Kommt der goldgedeckte Petro-Yuan?

Die Dedollarisierung schreitet voran und Chinas Petro-Yuan soll der Grund sein. So die Gerüchte, die sich seit Monaten halten. Eine echte Bedrohung für den Petrodollar oder doch nur Mythos?

Ungeachtet der breiten Medien befeuerte ein Bericht der japanischen Nachrichtenseite Nikkei die Gerüchte um einen möglichen goldgedeckten Petro-Yuan. Auch wir berichteten über die möglichen Pläne Chinas, sich vom Petrodollar zu lösen und den Yuan als Reservewährung zu vermarkten. Nun berichtet mit CNBC erstmal ein bekanntes internationales Medium über die mögliche Dedollarisierung Chinas.

China will wachsen

Seit längerer Zeit wird dem Petrodollar schon das Ende prophezeit und der Begriff vom Dedollarisierung taucht in immer mehr Quellen auf. Russland und China machen sich auf, sich vom US-Dollar zu lösen. Nicht im überhasteten Verkauf ihrer amerikanischen Staatsanleihen, sondern über die Stärkung der eigenen Währung und Beziehung zueinander. Seit Jahren besteht eine wachsende wirtschaftliche Partnerschaft zwischen beiden Ländern. Dieser Umstand ist vor allem dem Aufstieg der Volksrepublik China und dem gleichzeitigen Niedergang der Sowjetunion geschuldet.

China ist in kürzester Zeit ins Zentrum der internationalen Politik gestiegen. Dieser Aufstieg hat seine Wurzeln im radikalen ökonomischen Kurswechsel unter Deng Xiaoping Ende der siebziger Jahre. „Werdet reich“, war das Motto der Deng’schen Reformen, die China seitdem hohe Wachstumsraten bescheren und die Weltbank (etwas voreilig) dazu verleitet haben, die Ablösung der USA als größter Wirtschaftsmacht durch China für das Jahr 2020 vorauszusagen.

Mit Russland als Partner

Im Rahmen der neuen Seidenstraße erhält Russland Milliarden-Beträge aus China. Geld, das Russland aufgrund der verhängten Ukraine-Sanktionen und der leidenden Wirtschaft dringend braucht. Umgerechnet elf Milliarden US-Dollar werden in den kommenden 15 Jahren aus Peking nach Moskau fließen. Handelsbeziehungen werden ausgebaut und gleichzeitig wird der chinesische Yuan gestärkt.

Die erworbenen Yuan nutzt Russland um Waren aus China zu beziehen. Seit 2016 direkt mit Sitz der Russischen Zentralbank in Peking. Von dort aus kann Russland seine chinesischen Yuan verwenden, um Gold an der Shanghai Exchange zu kaufen. Ohne Wechselkursrisiko. In gewissem Sinne wird der chinesisch-russische Ölhandel nun durch einen eigenen „Goldstandard“ unterstützt, der komplett auf den Petrodollar verzichtet. Im letzten Oktober hat China die USA überholt und ist nun weltweit größter Rohölimporteur. Und wer ist der größte Exporteur? Genau! Russland.

Gold ist, ebenso wie Öl, wichtiger Teil der sino-russischen Wirtschaft. Beide Regierungen bauen stetig ihre Goldreserven aus. Russland hat seinen Bestand in den letzten zehn Jahren vervierfacht und Chinas Goldbestände sollen weit über der offiziellen Menge von 1.842,6 Tonnen liegen. Russische Banken haben mit dem Goldhandel an der chinesischen Börse begonnen und liefern verstärkt Gold nach China.

Wie Japans Nachrichtenmagazin Nikkei berichtete, plant China noch für dieses Jahr, Öl-Futures auf den Markt zu bringen. Diese werden in Yuan angeboten und können an den chinesischen Börsen in Shanghai und Hongkong in Gold getauscht werden. Bisher wurden solche Terminkontrakte von amerikanischen Firmen selbstverständlich nur in US-Dollar gehandelt. Mit der erstmaligen Einführung von eigenen Terminkontrakten bezüglich Rohöl öffnet sich China verstärkt für ausländische Investmentsfonds. Neben den bisher in Yuan angebotenen Gold-Futures könnten Öl-Futures der breiten Masse zugänglich gemacht werden und allen Investoren die Möglichkeit bieten, in physischem Gold bezahlt zu werden.

Kürzlich stellte China ein eigenes Bezahlsystem vor, das sich auf Transaktionen zwischen Yuan und Rubel konzentriert und auch für andere Währungen übernommen werden kann. Den China will seine Währung internationalisieren. Mithilfe neuer Freunde. Und diese findet man auf der neuen Seidenstraße zuhauf.

Neue Seidenstraße als Türöffner für die Dedollarisierung

Beim Nationalkongress der Kommunistischen Partei Chinas wurde Staatspräsident und Vorsitzender Xi Jinping auf eine Stufe mit Staatsgründer Mao Tsetung und Reformer Deng Xiaoping gestellt. Xi Jinpings Leitlinien wurden in die Parteistatuten aufgenommen und sollen den 89 Millionen Parteimitgliedern als „Leuchtturm“ dienen. Diese handeln auch vom wachsenden Wohlstand der Chinesen und von China als globale Wirtschaftskraft. Darin soll der Yuan gestärkt werden und die Abhängigkeit des Dollars schwinden.

Auch wenn China nach wie vor größter Gläubiger Amerikas ist, hat es sich in den letzten Jahren von US-Anleihen im Wert von beinahe einer Milliarde gelöst. Mit „One Road, One Belt“  (neue Seidenstraße) ist China mit vielen Ländern Partnerschaften eingegangen. Auch im Geschäft mit Öl, in dem Russland und Saudi-Arabien zu Chinas größten Lieferanten zählen.

Im März wurde bekannt, dass sich Saudi-Arabien und China auf eine wirtschaftliche Zusammenarbeit in Milliardenhöhe geeinigt haben. Während des Besuchs von König Salman bin Abdulaziz in Peking unterzeichneten er und Chinas Präsident Xi Jinping Investitionserklärungen im Wert von 65 Milliarden US-Dollar. China bezeichnete Saudi-Arabien als „globalen Partner im Aufbau einer neuen Seidenstraße“.

Bereits seit 2015 ist China Saudi-Arabien wichtigster Handelspartner. Unter anderem wird China in Energie, Finanzen und Raumfahrt investieren. Für das Handelsnetz, das bis nach Europa und Afrika reicht, investiert China bereits in vielen anderen Ländern in deren Infrastruktur und lässt Eisenbahnen, Straßen und Pipelines errichten. Chinas strebt schon lange nach saudischem Öl und will sich sogar in saudische Ölproduzenten einkaufen.

Den Petro-Yuan erzwingen?

„Ich glaube, dass die Zahlungsgeschäfte für Öl in Yuan kommen werden und sobald sich Saudi-Arabien dazu entschließt, dies zu akzeptieren – so wie die Chinesen sie dazu zwingen werden – wird der Rest des Ölmarktes ihnen folgen“, zittiert CNBC einen Rohstoffexperten. Weiter erklärt er, China wird Saudi-Arabien „zwingen“, Öl in Yuan zu handeln und wenn dies geschieht, wird der Rest des Ölmarktes folgen und den US-Dollar als Reservewährung der Welt verlassen.

Die Öl-Lieferungen aus Saudi-Arabien gen China wurden im Laufe der Jahre immer geringer. Der saudische Anteil der gesamten chinesischen Öl-Einfuhren sank von über 25 Prozent im Jahr 2008 auf unter 15 Prozent. China als Handelspartner zu verlieren wäre fatal. Druck für die Saudis.

„Das könnte ein schwerer Schlag für die USA und den Dollar sein, weil alles Öl in Dollar gehandelt wird“, sagt der Professor für Ökonomie am Graduate Resarch Institute for Policy Studies (Grips), Yuqing Xing gegenüber „The National“ aus dem Arabischen Emiraten. Sollte Saudi-Arabien zustimmen, würden die übrigen arabischen Länder folgen, so der Ökonom.

Auch Venezuela und der Iran möchte den US-Dollar gänzlich als Zahlungsmittel abweisen und den Petrodollar aus seinem Vokabular streichen. Im September veröffentlichte das diktatorisch geführte südamerikanische Land seine Ölpreise in Yuan, um „sich von der Tyrannei des Dollars zu befreien“.

Die Beziehungen der USA sind nach Trumps Umgang mit dem Einreisestopp gegenüber einigen islamischen Ländern, wie dem Iran, noch schlechter geworden als sie es ohnehin waren. Die iranische Zentralbank drohte bereits die Akzeptanz des US-Dollars als Leitwährung zu verwähren.

Der Kampf gegen den Petrodollar ist ein sehr schwieriges Unterfangen für den Iran, immerhin ist Öl das wichtigste Exportgut des Landes. Geht Saudi-Arabien den Schritt zum Yuan, könnte auch der Iran folgen. China ist bereits heute mit den Vereinigten Emiraten Irans wichtigster Abnehmer. Letztes Jahr wurde bekannt, dass der Iran von drei europäischen Abnehmern angeblich bereits in Euro bezahlt worden ist.

CNBC steigt in Berichterstattung ein

CNBC tituliert, dass China noch dieses Jahr den nächsten Schritt zur Dedollarisierung unternimmt – mithilfe goldgedeckten Ölgeschäften. Erstmals berichtet ein großen internationales Magazin über Chinas Abkehr vom US-Dollar. So heißt es im Bericht, das China den Energiemarkt gewinnen will, um die Dominanz des Petrodollars zu durchbrechen.

Die Abwendung vom US-Dollar besitze strategische Priorität für Länder wie China und Russland. Beide wollen sich vom Währungsrisiko lösen und geringer von westlichen Sanktionen betroffen sein können. Aber der Weg zum Petro-Yuan soll steinig sein. Der Yuan ist noch nicht vollständig konvertierbar, wird täglich fixiert, ist anfällig für Angriffe und unterliegt Kapitalkontrollen, lautet es im Artikel.

Seit dem zweiten Weltkrieg wird Erdöl hauptsächlich in US-Dollar gehandelt. Darauß entstand die Bezeichnung Petrodollar. Behauptungen nach haben sich die USA und Saudi-Arabien 1972/73 (ein Jahr nach Ende des Goldstandards) stillschweigend auf einen Vertrag vereinbart, der den USA zusichert, dass Saudi-Arabien Öl mit allen Ländern in US-Dollar handelt und auf andere OPEC-Mitglieder hinwirkt, es ihnen gleichzutun. Gegenleistung war militärische Unterstützung seitens der US-Regierung. Diese profitierte vom Abkommen, welches den US-Dollar global noch mehr Handlungspielraum und Nachfrage zusicherte.

Dass der Dollar als Weltwährung ausgerechnet vom Yuan abgelöst wird, ist für die meisten pure Phantasie. Doch das Dollarsystem bröckelt tatsächlich. Der Druck ist spürbar.  Mögliche Gründe für ein Ende vom Petrodollar, können Sie hier nachlesen.

Die im CNBC-Artikel zitierten Experten sehen Chinas Vorhaben kritisch, jedoch nicht unmöglich. Rauszulesen ist die Meinung, dass ein Petro-Yuan noch nicht ernst genommen wird. Und dies könnte sich zum größten Vorteil für China und seine Dedollarisierung entwickeln.

(Titelbild: istock.com)


Füge einen Kommentar hinzu