Montelukast

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Strukturformel
Struktur von Montelukast
Allgemeines
Freiname Montelukast
Andere Namen

{1-[({(1R)-1-{3-[(E)-2-(7-Chlor-2-chinolinyl)vinyl]phenyl}-3-[2-(2-hydroxy-2-propanyl)phenyl]propyl}sulfanyl)methyl]­cyclopropyl}essigsäure (IUPAC)

Summenformel C35H36ClNO3S
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 158966-92-8
EG-Nummer (Listennummer) 605-168-4
ECHA-InfoCard 100.115.927
PubChem 5281040
ChemSpider 4444507
DrugBank DB00471
Wikidata Q417767
Arzneistoffangaben
ATC-Code

R03DC03

Wirkstoffklasse

Leukotrienrezeptor-Antagonisten

Eigenschaften
Molare Masse 586,18 g·mol−1
Löslichkeit

löslich in DMSO (≥8 g·l−1 bei 60 °C)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Montelukast ist ein oral wirksamer Arzneistoff zur Behandlung von leichtem bis mittelschwerem Asthma und allergischer Rhinitis. Er kam 1998 in Deutschland als Singulair auf den Markt.

Pharmakologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Indikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Montelukast wird bei Erwachsenen vorwiegend als ergänzende Therapie zusätzlich zu inhalativen Kortikosteroiden angewendet, wenn diese allein nicht den gewünschten Erfolg bringen. Der synergistische Effekt beruht darauf, dass Kortison zwar einen großen Teil der asthmatischen Entzündungskaskade hemmt, aber keinen Einfluss auf die Leukotriene hat. In Studien konnte belegt werden, dass ein großer Teil der Patienten von einer solchen Kombinationstherapie profitiert. Bei Kindern wird Montelukast als Monotherapie in der Asthmastufe zwei empfohlen, wenn inhalative Kortikoide nicht genommen werden können. Bei mittelgradigem kindlichem Asthma wird es gleichfalls ergänzend zu inhalativen Kortikoiden (Budesonid, Fluticason, Beclometason, Mometason, Ciclesonid etc.) verabreicht. Montelukast ist bei Kindern ab sechs Monaten zugelassen und wird oral verabreicht. Außerdem ist Montelukast bei Heuschnupfen (allergischer Rhinitis) zugelassen, da es in Studien eine vergleichbare Wirksamkeit gezeigt hat wie orale Antihistaminika. Auch bei Urticaria (Nesselsucht) und Neurodermitis ist die Substanz wirksam. Bei obstruktiver Schlafapnoe wird es als individueller Heilversuch empfohlen.[2]

Wirkweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Arzneistoff ist ein Leukotrienrezeptor-Antagonist, der kompetitiv die Bindung von Leukotrienen an ihren Rezeptor in den Bronchien verhindert. Leukotriene sind Entzündungsmediatoren, die an der Entstehung der Entzündung bei Asthma bronchiale beteiligt sind.

Montelukast bindet an die in den Atemwegen vorhandenen Cys-LT1-Rezeptoren. Die Wirkungen der Leukotriene hinsichtlich Verstärkung von Entzündungsvorgängen und vermehrter Schleimsekretion werden somit unterbunden. Die Cysteinylleukotriene sind verantwortlich für die Entzündungen, welche wiederum auf die Atemwege verengend wirken und die Lungenfunktion schwächen.

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Zulassungsstudien wurden neben Kopfschmerzen vermehrt gastrointestinale Probleme beobachtet. Nach Markteinführung traten bei Patienten vereinzelt erhöhte Blutungsneigung, Schlafstörungen und Ruhelosigkeit auf. Zudem wurde eine erhöhte Inzidenz für das Auftreten eines Churg-Strauss-Syndroms beobachtet, ein Zusammenhang mit der Einnahme von Leukotrienrezeptor-Antagonisten konnte jedoch bislang weder ausgeschlossen noch bestätigt werden.

In den USA fielen Patienten unter Montelukast-Behandlung mit neuropsychiatrischen Ereignissen wie Depression, Albträumen und Suizid auf. Die Gesundheitsbehörde FDA ließ daraufhin einen Hinweis auf diese möglichen Nebenwirkungen in die Fachinformation des Medikaments aufnehmen.[3]

In fünf verschiedenen klinischen Studien, für die Zulassung des Produktes Singulair® konnten keine signifikanten Nebenwirkungen gegenüber einem Placebo festgestellt werden. Getestet wurde an Personen ab sechs Monaten. Jedoch wurden nach der Markteinführung folgende unerwünschten Arzneimittelwirkungen festgestellt:

  • erhöhte Blutungsneigung, Epistaxis (Nasenbluten)
  • Überempfindlichkeitsneigungen
  • psychische Störungen (abnormes Träumen, Halluzinationen, Reizbarkeit, Agitiertheit, aggressives oder ablehnendes Verhalten, Ruhelosigkeit und Tremor (Zittern), Ängstlichkeit, Depression, Desorientierung, Suizidgedanken und suizidales Verhalten, Somnambulismus (Schlafwandeln), Schlaflosigkeit)[4]
  • Schläfrigkeit, Schwindel, Parästhesie/Hypoästhesie und sehr selten Krampfanfälle.
  • Herzklopfen
  • Übelkeit, Erbrechen, Dyspepsie, Durchfall.
  • erhöhte ALT und AST, sehr selten Hepatitis
  • Angioödem, Erythema nodosum, Pruritus (Hautjucken), Hautausschlag, Urtikaria, Hämatome
  • Arthralgie, Myalgie einschließlich Muskelkrämpfe
  • Asthenie/Müdigkeit, Ödeme, Fieber

Für die oben genannten Nebenwirkungen gibt es keine Angaben zur Häufigkeit, da diese nicht in einer klinischen Studie festgestellt wurden. Somit kann auch nicht beurteilt werden, ob diese Symptome wirklich von Montelukast verursachte Nebenwirkungen sind.[5]

Studienergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Montelukast ist im direkten Vergleich schlechter wirksam als inhalative Kortikosteroide.[6][7]

Handelsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Singulair, Montelubronch, Montelair, zahlreiche Generika (D)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Datenblatt Montelukast sodium hydrate, ≥98% (HPLC) bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 27. Dezember 2019 (PDF).
  2. Boris Stuck et al.: Klug entscheiden: Obstruktive Schlafapnoe. In: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 118, Heft 19–20. 17. Mai 2021, abgerufen am 19. Mai 2021.
  3. FDA: Updated Information on Leukotriene Inhibitors: Montelukast (marketed as Singulair), Zafirlukast (marketed as Accolate), and Zileuton (marketed as Zyflo and Zyflo CR)
  4. Information der Britischen Arzneimittelbehörde zu Montelukast: Risiko von neuropsychiatrischen Reaktionen, Website der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, abgerufen am 30. Oktober 2019
  5. Arzneimittel-Kompendium der Schweiz
  6. N. K. Ostrom, B. A. Decotiis, W. R. Lincourt, L. D. Edwards, K. M. Hanson, J. R. Carranza Rosenzweig, C. Crim: Comparative efficacy and safety of low-dose fluticasone propionate and montelukast in children with persistent asthma. In: J Pediatr. 2005 Aug;147(2), S. 213–220. PMID 16126052
  7. M. L. Garcia Garcia, U. Wahn, L. Gilles, A. Swern, C. A. Tozzi, P. Polos: Montelukast, compared with fluticasone, for control of asthma among 6- to 14-year-old patients with mild asthma: the MOSAIC study. In: Pediatrics. 2005 Aug;116(2), S. 360–369. PMID 16061590 Volltext